Forex-Handelskosten erklärt: Spread, Kommission & Slippage für realistische Backtests


Ziel des Artikels

Viele Trader kennen dieses Problem: Ihre Strategie gewinnt in Backtests, scheitert aber im Live-Trading.
Ein häufiger Grund ist, dass die Handelskosten nicht richtig berücksichtigt werden.

Um diese Lücke zu schließen, müssen Sie die drei wichtigsten Kosten im Forex-Handel verstehen – Spread, Kommission und Slippage – und sie vor der Bewertung einer Strategie genau in Ihren Tests abbilden.


Die drei Kern-Handelskosten

  • Spread: Die Differenz zwischen dem Kauf- (Bid) und Verkaufspreis (Ask). Es ist eine feste Gebühr, die Sie sofort nach dem Einstieg in einen Trade in einen Verlust versetzt.
  • Kommission: Eine Gebühr pro Trade, die am häufigsten bei Low-Spread-/ECN-Konten anfällt.
  • Slippage: Die Differenz zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Ausführungspreis, oft in schnelllebigen oder illiquiden Märkten zu beobachten.

Gesamtkosten (in Pips) = Spread + Durchschnittliche Slippage + Kommission (in Pips umgerechnet)


So überprüfen Sie jeden Kostenpunkt

Spread

  • Broker werben oft mit „minimalen Spreads“ (z. B. 0.0 Pips), aber das spiegelt nicht die tatsächlichen Bedingungen wider.
  • In MT5 können Sie die Echtzeit-Spreads im Fenster „Marktübersicht“ (Market Watch) überprüfen. Klicken Sie in MT5 mit der rechten Maustaste auf das Fenster „Marktübersicht“ und aktivieren Sie im Bereich „Spalten“ die Option „Spread“, um es anzuzeigen.
    MT5-Terminal-Echtzeit-Spread-Anzeige - Marktübersicht-Fenster
  • Für eine realistische Bewertung beobachten Sie die Bid/Ask-Differenzen in den 1-Minuten- oder Tick-Daten und berechnen dann Durchschnittswerte nach Tageszeit.
    MT5-Terminal-Bildschirm Spreads im Symbolverlauf überprüfen

Kommission

  • Wird auf der Website des Brokers oder in MT5 unter „Kontraktspezifikationen“ veröffentlicht.
    MT5-Terminal-Bildschirm Kommissionen in der Registerkarte 'Spezifikation' der Symbole überprüfen
  • Berechnen Sie immer die Round-Trip-Kosten (z. B. $3,5 pro Seite = $7 pro Round-Trip).

Slippage

  • Lässt sich bei Stop- oder Limit-Orders leichter messen (Differenz zwischen Orderpreis und Ausführungspreis).
  • Markt-Orders sind schwieriger, können aber durch Überprüfung der Ausführungsprotokolle oder den Vergleich mit unmittelbaren Ticks geschätzt werden.

Kontotypen: Standard vs. Low-Spread

Standard-Konto (keine Kommission, größerer Spread)

Vorteile
Einfach, nur der Spread zählt; leicht zu berechnen, insbesondere für kleine Lots oder seltene Trades.

Nachteile
Größere Spreads schaden kurzfristigen oder hochfrequenten Strategien. Spreads können sich bei volatilen Bedingungen weiter ausweiten.

Am besten für
Trader, die Einfachheit bevorzugen; Swing- oder Low-Frequency-Trading.

Low-Spread-Konto (mit Kommission, enger Spread)

Vorteile
Insgesamt niedrigere Kosten unter normalen Bedingungen; gut geeignet für kurzfristiges oder hochfrequentes Trading.

Am besten für
Trader, die so viel wie möglich an Kosten sparen wollen.

Welches soll man wählen?

  • Swing-Trader mit weniger Trades und größeren Zielen können mit Standard-Konten gut zurechtkommen.
  • Generell führen Low-Spread-Konten zu niedrigeren Kosten, daher sind sie, sofern Sie keinen besonderen Grund haben, zu empfehlen.
  • Endgültige Entscheidung: Vergleichen Sie die monatliche Trade-Anzahl × tatsächliche Kosten (in Pips) zwischen den Kontotypen.

Zwei Arten von Slippage

  • Negativer Slippage: Ausführung schlechter als gewünscht (teurer kaufen, billiger verkaufen). Erhöht die Kosten.
  • Positiver Slippage: Ausführung besser als gewünscht (billiger kaufen, teurer verkaufen). Reduziert die Kosten.
  • In der Praxis tritt negativer Slippage häufiger auf, insbesondere bei Nachrichten, Gaps oder Zeiten geringer Liquidität.
  • Gehen Sie in Backtests zur Sicherheit immer von negativem Slippage aus.

Wann die Kosten steigen (Zeit & Ereignisse)

  • London-New York-Überlappung: Spreads sind normalerweise am engsten.
  • Rollover-Zeit (Server-Mitternacht, GMT+2/+3): Spreads weiten sich oft für mehrere Minuten aus.
  • Wochen-Eröffnung/-Schluss: Vorsicht vor Gaps und weiten Spreads.
  • Wichtige Wirtschaftsdatenveröffentlichungen (CPI, NFP, FOMC): Spreads weiten sich aus und der Slippage verschlechtert sich.

Praktischer Tipp: Verwenden Sie Regeln wie „keine neuen Trades während Nachrichten oder Rollover“ oder fügen Sie Spread-Filter in Ihren EA ein.
Hinweis: Einige Strategien traden absichtlich während Nachrichten, also stimmen Sie die Regeln mit Ihrem Strategie-Design ab.


Kommissionen in Pips umrechnen

Um Kosten fair zu bewerten, rechnen Sie Kommissionen in Pips um:

Kosten in Pips umgerechnet = Spread + Durchschnittlicher Slippage + (Round-Trip-Kommission ÷ (Pip-Wert × Lot-Größe))

Beispiel (EURUSD, 1 Lot, Pip-Wert = $10, Round-Trip-Kommission = $7):

  • Spread = 1.2 Pips, Durchschnittlicher Slippage = 0.3 Pips → 1.5 Pips
  • Kommission in Pips = $7 ÷ ($10 × 1) = 0.7 Pips
  • Gesamtkosten in Pips umgerechnet = 1.5 + 0.7 = 2.2 Pips

Wenn Ihr durchschnittlicher Trade-Gewinn unter 2.2 Pips liegt, ist die Strategie wahrscheinlich nicht profitabel.
Fügen Sie im realen Trading +0.2–0.5 Pips als Sicherheit hinzu, wegen möglicher Ablehnungen oder Abweichungen bei der Ausführung.


Backtests mit dem Live-Trading abstimmen

  • Spread: Gehen Sie von einem variablen Spread aus und setzen Sie ihn etwas breiter als das Minimum des Brokers.
  • Kommission: Verwenden Sie den tatsächlichen Round-Trip-Wert pro Lot des Brokers.
  • Slippage: Fügen Sie 0.1–0.3 Pips zur Simulation hinzu; blockieren Sie neue Trades während wichtiger Ereignisse.

Vertrauen Sie nur Strategien, die auch unter pessimistischen Annahmen positiv bleiben.
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Demo- vs. Live-Konten

  • Die Ausführungsumgebungen unterscheiden sich zwischen Demo- und Live-Konten.
  • Viele EAs zeigen auf Demo-Konten Gewinne, schneiden aber im Live-Handel aufgrund von Slippage- und Liquiditätsunterschieden schlechter ab.
  • Priorisieren Sie bei der Bewertung einer Strategie immer die Ergebnisse von realen Konten.

Vermeidung von übermäßig kostensensiblen EAs

  • Wenn ein EA nur unter optimistischen Kosten oder nur auf Demo funktioniert, ist er zu sensibel gegenüber den Handelskosten.
  • Scalping-EAs fallen oft in diese Kategorie.
  • So vermeiden Sie das: Überprüfen Sie, ob der Anbieter verifizierte Live-Ergebnisse veröffentlicht und ob die Ergebnisse über verschiedene Konten hinweg konsistent sind.

Zusammenfassung

  • Handelskosten = Spread + Kommission + Slippage. Rechnen Sie sie immer in Pips um.
  • Erstellen Sie Backtests mit pessimistischen Kosten, um Überraschungen im Live-Handel zu vermeiden.
  • Seien Sie vorsichtig bei Scalping-EAs; sie sind sehr kostensensibel.
  • Priorisieren Sie bei der Bewertung die Ergebnisse von realen Konten gegenüber Backtests oder Demos.

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