Der Hauptgrund für Verluste beim Trading ist nicht die „Strategie selbst“, sondern die „von Emotionen geleitete Ausführung“. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass das menschliche Gehirn darauf programmiert ist, beim Trading zu verlieren. Ohne die Überwindung dieses emotionalen Problems ist es unmöglich, am Markt langfristig zu gewinnen. Dieser Artikel analysiert die Mechanismen, wie Emotionen das Trading beeinflussen, und erklärt Gegenmaßnahmen (Ersatzhandlungen / Systematisierung / Automatisierung).
Menschliche Emotionen sind auf „natürliches Verlieren“ ausgelegt (Verlustaversion & Gewissheitseffekt)
Wir empfinden den Schmerz über den Verlust von 100 stärker als die Freude über den Gewinn von 100. Klassische Forschungen der Verhaltensökonomie (Prospect Theory) zeigen, dass Werturteile als Gewinn/Verlust von einem „Referenzpunkt (aktueller Zustand)“ aus gefällt werden und Verluste schwerer wiegen als Gewinne. Typischerweise wird der Gewissheitseffekt (Certainty Effect) beobachtet: Wir neigen dazu, bei einem sicheren Gewinn Risiken zu meiden (risikoavers) und bei einem sicheren Verlust Risiken einzugehen (risikofreudig). Beispiel: Zwischen „sicher 100 erhalten“ vs. „50% Chance auf 200“ wählen wir Ersteres; zwischen „sicher 100 verlieren“ vs. „50% Chance auf 200 Verlust“ bevorzugen wir Letzteres. Dies geschieht, weil Verluste schwerer empfunden werden als gleich hohe Gewinne.
Offizielle Nobelpreis-Erläuterungen deuten zudem darauf hin, dass der Schmerz des Verlusts etwa doppelt so stark ist wie die Freude am Gewinn, erklärt am Beispiel einer Münzwurf-Wette („Wenn 20 $ Verlust drohen, muss der Gewinn über 40 $ liegen, um akzeptabel zu sein“). Forschungsübersichten und Zusammenfassungen der Verhaltensökonomie bestätigen wiederholt: „Losses loom larger than gains“ (Verluste wiegen schwerer als Gewinne).
Wie sich das beim Trading zeigt (Grundmechanismus)
- Verlust nicht eingestehen wollen → Stop-Loss wird verzögert: Fällt der Kurs unter den Referenzpunkt, will man den sicheren Verlust vermeiden und neigt zu Stop-Entfernung / Nachkaufen (Averaging Down) (risikofreudig im Verlustbereich).
- Gewinne schnell sichern wollen → Gewinne nicht laufen lassen: Der Drang, selbst kleine Buchgewinne sicher zu realisieren, führt zu früher Gewinnmitnahme (risikoavers im Gewinnbereich). Das Ergebnis ist eine Verteilung von kleinen Gewinnen und großen Verlusten, was den Profit Factor (PF) und das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV oder RR) verschlechtert.
Fazit: Menschen werden emotional in die „Verlustrichtung“ gezogen. Deshalb ist die Konsistenz der Ausführung wichtiger als die Qualität der Strategie. Es braucht ein System, bei dem man zwar fühlt, aber das Handeln nicht ändert.
7 typische emotionale Trigger (Symptome → Maßnahmen)
Neben der „Verlustaversion und dem Gewissheitseffekt“ aus dem vorigen Kapitel erleben Trader diverse andere Emotionen.
Als Trader haben Sie das sicher schon erlebt. Es ist natürlich, wenn Menschen mit der Unsicherheit des Marktes konfrontiert werden.
Diese Emotionen verschlechtern ebenfalls den Erwartungswert des Tradings.
1) FOMO (Fear Of Missing Out – Angst, etwas zu verpassen)
① Szene: Der Preis schießt nach oben, Orderbuch und Chart beschleunigen sich.
② Innere Stimme: „Oh nein, er läuft mir weg … Wenn ich jetzt nicht einsteige, kommt er nie zurück!“
③ Verlustmuster: Kauf am Hoch → Momentum stoppt → Umkehr und sofortiger Stop-Loss (kleiner Gewinn, großer Verlust).
④ Ersatzhandlung: „Einstieg nur zum Eröffnungskurs der nächsten Kerze gültig“ / Limit-Orders nur bei Pullbacks/Throwbacks nach Ausbruch.
⑤ Systematisierung: Ausbruchs-Alarm → Feste Market-Order zur nächsten Kerzeneröffnung (EA/IFD). Manuellen Market-Button nicht nutzen.
⑥ KPI: Abweichung Einstiegspreis (vs. idealer Einstieg), Erwartungswert (Avg. R) von „FOMO“-getaggten Trades.
2) Verlustaversion (Ablehnung von Stop-Loss)
① Szene: Der Kurs läuft gegen Sie. Sie rücken näher an den Chart: „Er muss doch gleich drehen.“
② Innere Stimme: „Noch ist es nicht realisiert. Er dreht an der Lunte. Wenn ich jetzt schließe, ‚bestätige‘ ich den Verlust …“
③ Verlustmuster: Stop entfernen → Nachkaufen → Buchverlust-Lawine (Hauptgrund für Kontoplatzer).
④ Ersatzhandlung: Fester initialer Stop / Schwur: „Kein Hinzufügen von Lots, nicht mal einen Tick, wenn es gegen mich läuft.“
⑤ Systematisierung: OCO-Stop automatisch mit der Order setzen. Stop-Abstand und Lot-Größe automatisch berechnet (0,5–1,0% des Kontos).
⑥ KPI: Stop-Einhaltungsrate, Stabilität (Standardabweichung) des durchschnittlichen Verlusts (in R).
3) Bestätigungsfehler (Suche nach passenden Beweisen)
① Szene: Nach Positionseröffnung X (ex-Twitter) oder News durchsuchen. Suche nach „Posts in meiner Richtung“.
② Innere Stimme: „Ein berühmter Trader sieht es genauso. Ich liege richtig.“
③ Verlustmuster: Ignorieren von ungünstigen Kerzen, Volumen, Indikatoren → Ausstieg verzögert.
④ Ersatzhandlung: „Checkliste für Gegenargumente“ (z.B. Abprall an Hoch/Volumen, Oszillator-Divergenz) vor dem Halten erzwingen.
⑤ Systematisierung: Order-Button inaktiv, wenn nicht alle Checks ✅ (EA GUI / Formular).
⑥ KPI: Vermeidungsrate bei Treffern auf der Gegen-Checkliste, Durchschnitts-R von Trades, die Gegenargumente ignorierten.
4) Overconfidence (Allmachtsgefühl nach Siegesserie)
① Szene: 2-3 Gewinne in Folge, Tages-P/L stark positiv.
② Innere Stimme: „Heute sehe ich den Markt klar. Noch einen Trade, doppeltes Lot, das sitzt.“
③ Verlustmuster: Zu großes Lot → Durchschnittsverlust steigt → 1 Fehler frisst den gesamten Tagesgewinn auf.
④ Ersatzhandlung: Feste Regel: „Bei Siegesserie Lot beibehalten / oder sogar um 20% reduzieren.“
⑤ Systematisierung: Lot automatisch reduzieren, wenn im Tagesgewinn. EA stoppt NeuanP/L bei Erreichen von +2R täglich.
⑥ KPI: Durchschnitts-R des Trades direkt nach einer Siegesserie, Tiefe des Drawdowns nach einer Serie.
5) Revenge-Trading (Drang zur Rückgewinnung)
① Szene: Mehrere Stop-Losses. Hände zittern vor Frust.
② Innere Stimme: „Das war nicht mein Fehler. Mit dem nächsten Trade hole ich alles zurück. Sofort!“
③ Verlustmuster: Standards sinken, Frequenz und Lots steigen → Verluste vergrößern sich.
④ Ersatzhandlung: „Sofortstopp bei Erreichen des max. Tagesverlusts (z.B. -2R)“ / „Stopp nach 3 Verlusten.“
⑤ Systematisierung: EA überwacht Verlust-R-Zähler → Sperrt den Button für neue Orders bei Schwellenwert.
⑥ KPI: Anzahl der Tage mit -2R, Anzahl „regelwidriger neuer Trades“ nach Erreichen des Limits (Ziel ist Null).
6) Positionssucht (Overtrading / Angst, nicht investiert zu sein)
① Szene: Richtungsloser Seitwärtsmarkt. Längere Zeit keine Alarme.
② Innere Stimme: „Das wird ein ‚Tag ohne Aktion‘. Ich nehme lieber schnell was Kleines mit.“
③ Verlustmuster: Häufige, schwach begründete Einträge → Verluste durch Spreads und Gebühren.
④ Ersatzhandlung: „Max. Trade-Anzahl pro Tag“ und „Zeitfenster-Whitelist“ festlegen.
⑤ Systematisierung: Zeitfilter (z.B. nur London Open / NY-Session erlaubt), Annahmestopp bei Erreichen der Obergrenze.
⑥ KPI: Anteil der Tage ohne Trade, Rate der erreichten Obergrenze und der Erwartungswert an diesen Tagen.
7) Überreaktion auf Nachrichten (Impulshandel bei Events)
① Szene: Minuten vor wichtigen Indikatoren, Gerüchte in sozialen Medien.
② Innere Stimme: „Der CPI (VPI) diesmal wird eine Überraschung. Wenn ich hier richtig liege, wird’s groß.“
③ Verlustmuster: Indikator-Slippage → Ungünstige Ausführung → Schnelle Umkehr → Stop-Loss.
④ Ersatzhandlung: „Keine neuen Trades 30 Min. vor/nach High-Impact-News / Bei offenen Positionen halbe Gewinne mitnehmen oder ganz raus.“
⑤ Systematisierung: EA liest Wirtschaftskalender und wendet Sperrfenster automatisch an.
⑥ KPI: Null-Neu-Trades-Rate bei Events (Ziel 100%), Profit Factor (PF) von Trades im Zusammenhang mit Indikatoren.
Warum sind „Emotionen“ der größte Feind?
Kurz gesagt: Selbst eine Strategie mit Vorteil (Edge) wird durch „Schwankungen in der Ausführung“ aufgrund von Emotionen ihren Erwartungswert einbüßen. Der Markt ist unsicher, Belohnungen kommen verzögert und zufällig. Menschliche Entscheidungen sind durch „kurzfristige Schmerzvermeidung“ und „Überschätzung von Sicherheit“ verzerrt, was zu kleinen Gewinnen/großen Verlusten, mangelnder Diversifikation, Over-Lotting und Regelverstößen führt.
1) Der Erwartungswert zerbricht an „minimalen Ausführungsfehlern“
Erwartungswert = (Gewinnrate × Durchschnittsgewinn) − (Verlustrate × Durchschnittsverlust). Greifen Emotionen ein, akkumulieren sich diese drei minimalen Abweichungen und verursachen einen negativen Drift.
- Verzögerter Einstieg: Angst führt zu Verzögerung → Verpassen des günstigen Preises, Durchschnittsgewinn schmilzt.
- Zu frühe Gewinnmitnahme: Wunsch nach Sicherheit → Verschlechtert das Chance-Risiko-Verhältnis (RR).
- Aufschieben des Stop-Loss: „Wird schon drehen“ → Stop entfernen, Durchschnittsverlust steigt.
Treten diese 3 Punkte nur leicht auf, verwandelt sich eine auf dem Papier vorteilhafte Strategie (z.B. Profit Factor (PF) 1.2) im realen Handel in Null oder Negativ (PF < 1.0).
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2) Drawdowns lösen eine emotionale Spirale aus
Verlustserien oder Drawdowns (DD) lösen eine Spirale aus: Vertrauensverlust → Rechtfertigung von Ausnahmen → Tieferer DD.
- Vermeidung von Selbstkritik: Stop-Loss fühlt sich an wie persönliches Versagen → Realisierter Verlust wird aufgeschoben (Verlustaversion).
- Eskalierende Rechtfertigung: Suche nach passenden Beweisen (Bestätigungsfehler) → Ausstieg verzögert.
- Drang zur Rückgewinnung: Revenge-Trading mit höheren Lots/Frequenz → Diversifikation des Kontos sinkt.
Am Ende entscheidet die psychische Belastbarkeit über Sieg oder Niederlage, nicht der Edge der Strategie.
Verwandter Artikel: Was ist ein Drawdown (DD)? Sicherheitsmargen und tolerable Grenzen verstehen
3) Zeitachsen-Konflikt: Kurzfristiger Schmerz vs. Langfristiger Gewinn
Menschen reagieren stark auf kurzfristigen Schmerz (Verluste, Buchverluste) und unterschätzen langfristig erwartete Belohnungen. Statistisch vorteilhafte Strategien haben naturgemäß kurzfristige Schwankungen. Doch weil Trader diese Schwankungen nicht aushalten, wechseln sie die Strategie zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt – sie setzen quasi einen „Stop-Loss für ihre Strategie“.
4) Physiologische Reaktionen verzerren das Urteilsvermögen (Körper → Entscheidung)
Stressreaktionen wie erhöhter Puls, schwitzige Hände, flache Atmung führen zu Tunnelblick und extremer Risikoaversion/-freude. Um numerisch definierte Regeln einzuhalten, ist ein Ausführungsdesign (Automatisierung, Pre-Commitment) nötig, das subjektive Einschätzungen ausschließt.
5) Handlungen, die die „Sicherheitsmarge“ des Kontos angreifen, sind fatal
Je stärker die Emotion, desto wahrscheinlicher werden Lot-Aufblähung, Positionskonzentration und Korrelationsanstieg. Dies schafft ein Portfolio, das anfällig für zufällige gleichzeitige Rückschläge ist und durch ein einziges Event einen fatalen Schlag erleiden kann.
Mini-Fall: Typisches Scheitern (in 3 Schritten)
- FOMO beim Aufwärts-Ausbruch: Market-Order → Kauf am Hoch → Sofortige Umkehr → Kleiner Verlust.
- Drang zur Rückgewinnung: Schwach begründeter Gegentrend-Trade → Lot erhöht → Mehrere Stop-Losses.
- Stop-Loss-Verweigerung: „Warte, bis es zurückkommt“ → Stop entfernt → Gesamter Tagesgewinn vernichtet.
Alle Fälle sind auf emotionale Abweichungen zurückzuführen, nicht auf die Qualität der Strategie.
Zentrale Punkte
- Erwartungswert bricht außerhalb der Strategie: Emotion → Minimale Ausführungsfehler → PF sinkt → Langfristig negativ.
- DD rechtfertigt Ausnahmen: „Diesmal ist es anders“ bricht Regeln. Es braucht einen physischen Stopp-Mechanismus.
- Systematisierung ist das einzige Gegenmittel: IFD-OCO, auto. Lot-Berechnung, Order-Sperren, Zeit-/Event-Filter, Compliance-KPIs.
Deshalb entwerfen die besten Trader nicht nur eine „starke Strategie“, sondern zuerst einen Mechanismus, der das Handeln auch bei emotionalem Sturm nicht ändert. Ein EA (Expert Advisor) ist der kürzeste Weg, diesen Mechanismus ohne Abweichung auszuführen.
Die besten Trader halten Disziplin
Disziplin = Ein Mechanismus, um „zwar zu fühlen, aber das Handeln nicht zu ändern“. Die Konsistenz der Ausführung (derselbe Ablauf in derselben Qualität) bestimmt die Performance, mehr als eine überlegene Strategie. Dieses Kapitel liefert den Bauplan, Protokoll, KPIs und Vorlage zur Kodifizierung der Disziplin.
Das 4-teilige Disziplin-Set (Plan / Do / Guard / Review)
- Plan (Prämissen fixieren):
Handelsobjekte (Märkte, Zeiten, Ausschlussperioden) kalendergebunden fixieren. Ein-/Ausstiegsbedingungen als Text + Formel spezifizieren, um sie zu standardisieren, sodass jeder dasselbe tut.- Bsp: Setup=“Bruch letztes Hoch + Volumenanstieg + Richtungs-MA-Neigung > 0″, Exit=“Initial-SL: Letztes Tief – x, TP: RR=2, Trail: ATR×1.5″
- Ausschlusszeit: Handelsstopp ±30 Minuten um High-Impact-Nachrichten (Events).
- Do (Handlung automatisieren):
Orders mit IFD-OCO oder EA automatisieren, „nicht manuell machen“. SL/TP zeitgleich mit Order senden; Lot automatisch berechnet aus Konto × Risiko %. - Guard (Abweichung erkennen und stoppen):
Bei Erreichen von Tages-Verlust -2R / 3 Verluste in Folge / Max. Trades → Neue Trades stoppen. Bei Gewinnphase automatisch Lot reduzieren (z.B. -20%). - Review (Reproduzierbarkeit prüfen):
Wöchentlich die vordefinierte Einhaltungsrate (Entry/SL/TP), Median-RR, PF und Abweichungsanzahl visualisieren und protokollieren.
5 Prinzipien für „starke Gewohnheiten“
- Klein verlieren, groß gewinnen: Strategie basierend auf Chance-Risiko-Verhältnis (RR), konsequent kleine Verluste/große Gewinne.
- Qualität, nicht Frequenz: Anzahl der Einträge ist kein KPI. Fokus nur auf gute Setups.
- An Gewinntagen früh aufhören: Glücks-Bias ist nach Gewinnen maximal. „Gewinnmitnahme und Stopp“ als Regel.
- Keine Ausnahmen machen: Eine Ausnahme wird zur zukünftigen Regel.
- Auch Emotionen protokollieren: Nicht nur Ergebnis, sondern „Gefühls-Tags“ (FOMO/Revenge etc.) zwingend vergeben.
Rules of Engagement (Einheitlicher Standard für Einstieg/Ausstieg)
| Bereich | Standard | Nicht erlaubt |
|---|---|---|
| Einstiegsbedingungen | Setup erfüllt + 0 Gegenargumente + Erlaubte Zeit | Subjektives „Bauchgefühl“ / Social-Media-Gerüchte |
| Order | Nächste Kerzeneröffnung or Limit / Market nur im Notfall | Beschleunigtem Kurs nachjagen (FOMO) |
| Exit | Initial-SL fix → TP erreicht or Trail | SL entfernen / Nachkaufen |
| Lot | Auto-berechnet: Konto × (0,5–1,0) % | Manuelle Erhöhung/Senkung nach Sieg/Niederlage |
| Events | Neue Trades verboten ±30 Min. High-Impact | Ausnahmeweise „wetten“ |
KPI-Dashboard (Was man misst, kann man managen)
| Metrik | Definition | Ziel |
|---|---|---|
| Einhaltungsrate (Entry/SL/TP) | % der regelkonformen Ausführungen | je 95%+ |
| Median-RR | Erkennung zu früher Gewinnmitnahmen | 2.0+ |
| Std.-Abw. Avg. Verlust R | Anzeichen für SL-Entfernung | Je niedriger, desto besser |
| Anteil Tage ohne Trade | Eindämmung der Positionssucht | 1+ Tag/Woche |
| Event-Fenster Null-Neu-Trades | Einhaltung des Sperrfensters | 100% |
Zusammenfassung: Disziplin ist keine Willensstärke, sie wird durch ein System geschützt: Prämissen fixieren (Plan) → Automatisch ausführen (Do) → Außenrahmen stoppen (Guard) → Zahlenbasiert prüfen (Review). Ein EA (Expert Advisor) ist der kürzeste Weg, diesen Zyklus „immer in derselben Qualität“ laufen zu lassen. Bauen Sie zuerst den Zaun (um zwar zu fühlen, aber nicht zu handeln), und bauen Sie die Performance darauf auf.
Verwandter Artikel: Warum ist Trading-Disziplin unerlässlich? Regelkonformität mit EAs systematisieren
Emotionen eliminieren und Disziplin wahren mit EAs (Automatisierter Handel)
Trading erfordert einen Mechanismus, der Abweichungen von Regeln verhindert, und der automatisierte Handel mittels EAs (Expert Advisors) ist äußerst vorteilhaft, um Disziplin zu wahren. Jedoch: Ein EA ist kein Ersatz für einen Edge (die Quelle des Erwartungswerts). Nur eine vorteilhafte Logik × konsistente Ausführung = langfristiges Ergebnis.
Was EAs können
- Einstieg, Stop-Loss und Gewinnmitnahme gleichzeitig, sofort und identisch ausführen.
- Automatische Lot-Berechnung: Verhindert übermäßige Lots nach Gewinnen oder Verdopplung nach Verlusten.
- Handelsverbote (Wirtschaftsindikatoren) / Erlaubte Zeiten systemseitig anwenden.
- Neue Orders mechanisch sperren bei Erreichen von tägl./wöch. Verlustobergrenzen oder Verlustserien.

EAs sind auch vorteilhaft, um den Edge einer Handelslogik zu überprüfen
EAs (Expert Advisors) sind nicht nur stark im Unterdrücken von Emotionen, sondern auch beim Überprüfen, ob die Regeln wirklich einen Vorteil haben. Der Grund ist einfach: Ein EA kann „dieselben Bedingungen, auf dieselbe Weise, immer wieder“ ausführen. Beim diskretionären Handel schwanken die Regeln je nach Stimmung oder Zweifel, was die Überprüfung verfälscht.
Voraussetzung: Ohne Edge ist Disziplin sinnlos
Egal wie gut die Emotionskontrolle ist, ohne Erwartungswert in der Strategie kann man nicht nachhaltig gewinnen. Diskretionärer Handel scheitert oft an: „vagen Regeln“, „mangelndem Testen“, „fehlender statistischer Prüfung“. EAs kompensieren diese Schwächen und ermöglichen eine Überprüfung anhand von Zahlen.
Grundlagen der Überprüfung: Backtest und Forward-Test
- Backtest: Prüfung, wie die Regeln auf historischen Daten funktioniert hätten. Wichtig ist ein langer Zeitraum, der verschiedene Marktphasen (Trend, Range) abdeckt.
- Forward-Test: Nutzung eines Zeitraums, der nicht im Backtest enthalten war (Out-of-Sample) oder eines kleinen Echtgeld-/Demokontos, um die Funktion inklusive realer Ausführung und Kosten zu prüfen.


Typische Fallstricke (Auch bei EAs nicht nachlässig werden)
- Überoptimierung (Curve Fitting): Zu starke Anpassung an „zufällige Muster“ der Vergangenheit führt zum Scheitern in der Zukunft. Parameter: „wenig & einfach“ als Grundsatz.
- Kosten zu niedrig angesetzt: Ohne realistische Einbeziehung von Spreads, Gebühren, Slippage und Latenz verschlechtern sich Profit Factor (PF) und Risk/Reward (RR) im Live-Betrieb.
- Kauf von betrügerischen EAs: Es ist leicht, Backtests oder kurze Forward-Tests extrem gut aussehen zu lassen. Seien Sie besonders vorsichtig bei perfekten Ertragskurven oder abnormal hohen Profit Factors (PF). Es könnten gefährliche Methoden (Grid, Martingale) lauern, die ein Konto sofort vernichten. Seien Sie extrem vorsichtig beim Kauf von EAs von Dritten.
Zu beachtende Metriken (Einfache Version)
- PF (Profit Factor) und RR (Risk/Reward): Führt es zu kleinen Gewinnen, großen Verlusten?
- Max. Drawdown und Erholungsdauer: Tiefe des Einbruchs und Dauer der Rückkehr.
- Verlustserie / Stagnationsphase: Mental tragbar (Einfachheit der Fortführung)?
- Stichprobengröße: Zu wenige Trades bedeuten, das Ergebnis ist Zufall.
Ein EA ist ein „Gerät zur Emotionsausschaltung“ und zugleich ein „Validierungsgerät zur numerischen Überprüfung des Edge“. Seine größte Stärke: Denselben Ablauf, unter denselben Bedingungen, immer wieder abspulen. Durch feste Regeln, realistische Kosten und Prüfung (Backtest → Out-of-Sample → Forward) kann man nüchtern beurteilen, ob der Erfolg der Strategie mehr als „Zufall“ war.
Checkliste vor der Einführung (Minimum)
- Ist der Edge der Logik (PF, RR, Drawdown) durch Backtest + Forward-Test verifiziert?
- Ist man nicht der Überoptimierung (Logik nur für Vergangenheit gültig) verfallen?
- Sind die Handelskosten realitätsnah im Test abgebildet?
- Verwendet er keine gefährlichen Methoden (Grid/Nachkaufen, Martingale)?
- Ist die Strategie (z.B. exzessives Scalping) im Echtkonto reproduzierbar?
- Falls gekauft: Wurde die Handelshistorie analysiert und die Logik verstanden?
Verwandter Artikel: Was ist ein EA? Kompletter Leitfaden zum automatisierten FX-Handel
FAQ
- Q. Gibt es eine Methode, Emotionen komplett auszuschalten?
- A. Emotionen selbst kann man nicht ausschalten. Stattdessen fixiert man das Handeln. IFD-OCO nutzt, um Order, Gewinnmitnahme und Stop-Loss gleichzeitig zu senden, und sperrt neue Orders automatisch bei Verlustserien oder Tagesverlust-Schwellen.
- Q. Können Anfänger mit einem EA gewinnen?
- A. EAs sind effektiv zur Wahrung der Disziplin, aber kein Ersatz für einen Edge. Nutzen Sie sie in Verbindung mit einer vorteilhaften Logik und passendem Risikomanagement.
- Q. Was sind Richtwerte für max. Tagesverlust oder Verlustserien?
- A. Typische Werte sind -2R täglich oder 3 Verluste in Folge. Passen Sie dies an die Volatilität der Strategie an und prüfen Sie es mit KPIs (PF, Avg. R, Einhaltungsrate).
- Q. Was soll ich ins Journal schreiben?
- A. Zusätzlich zu den Ergebnissen (R, P/L), Emotions-Tags (FOMO/Revenge/Bestätigungsfehler etc.), Abweichungen (ja/nein) und eine einzeilige Präventionsmaßnahme.
- Q. Wie soll ich bei Nachrichtenveröffentlichungen reagieren?
- A. Grundsatz: Keine neuen Trades 30 Min. vor/nach High-Impact-News. Bei offenen Positionen Teilgewinnmitnahme oder Komplettausstieg als Regel festlegen und dem EA ein Sperrfenster einbauen.
- Q. Wie teilt man Aufgaben zwischen Diskretionär und EA auf?
- A. Der EA übernimmt die Konsistenz der Ausführung (Entry, SL/TP, Lot-Berechnung). Diskretionäre Entscheidungen beschränken sich auf die Entscheidung zum Betriebs-Stopp (unerwartete Events, Korrelationsbruch etc.).